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Mondscheinkind

Sonntag, 16. Dezember 2012 ♥ 2 Tintentropfen


Hallo. Heute habe ich eine Geschichte für euch. Sie ist frei erfunden, aber die Krankheit, um die es geht, gibt es wirklich. Ich hoffe, der Text gefällt euch. Viel Spaß beim Lesen. Ich würde mich, wie immer, über Kommis freuen! ♥                                                                              Erstes Bild / Zweites Bild

Ich liege schon lange wach im Bett, die Beine an die Brust gedrückt, als meine Mutter endlich kommt und die Vorhänge aufzieht. Sie trägt einen Morgenmantel, der sie ziemlich zerstreut wirken lässt. Ich setze mich auf und sie nimmt mich in den Arm, spendet mir Trost.
»Ich hab dich lieb«, flüstert sie mir mit ihrer weichen, leisen Stimme ins Ohr und ich vergrabe meinen Kopf in ihrer Schulter. Nicht weinen.
Meine Eltern lassen mich erst seit einer Woche unbeaufsichtigt schlafen. Sie meinten, ich wäre noch nicht alt genug, um von meiner Krankheit zu erfahren. Jetzt bin ich acht und weiß, dass es etwas anderes gibt, als nur die Dunkelheit. Doch ich werde dieses Andere nie kennenlernen. Ich werde die Tage verschlafen und erst mein Zimmer verlassen, wenn die Düsternis die letzten Sonnenstrahlen frisst. So hat es mir meine Mutter erklärt. Wenn ich das Licht hereinlasse, bevor sie mich weckt, würde ich nicht mehr da sein. Ich würde zu Staub zerfallen und meinen Eltern das Herz brechen. So weit darf ich es nicht kommen lassen. Die Vorstellung, wie die beiden über meinem toten Körper knien und weinen, ist zu schrecklich für mich. Zusammen mit meiner Mutter tappe ich die Treppe hinunter und umklammere dabei fest ihre Hand. Meine dünnen Beine sind so schwach und zittrig. Sie können mich kaum tragen. Ich ziehe mir die schwarze Jacke an, die sie mir reicht und schaue dabei in ihre müden Augen. »Mam?«, frage ich vorsichtshalber. Sie wirkt so abwesend. Kurz schüttelt sie den Kopf, dann fordert sie mich auf, ihr zu folgen. Wir verlassen unser Haus und machen uns auf den Weg in die Dunkelheit, deren Schatten uns schnell verschlingen.
Einzelne Straßenlaternen leuchten und weisen uns den Weg. Meine Mutter führt mich zu dem Spielplatz, den ich schon so lange nicht mehr besucht habe. So gerne würde ich an den Seilen und Stangen herumklettern, aber das machen meine Arme und Beine nicht mit. Früher, als ich noch jünger war, hat Mam mich manchmal auf ihren Schoß gesetzt und wir sind die riesige Rutsche hinuntergesaust. Aber jetzt passen wir nicht mehr gleichzeitig in die Enge Röhre. Ich bin gewachsen, sehr sogar. Mein Gewicht jedoch hat sich nur minimal geändert. Also renne ich, soweit man meine stockenden Bewegungen so nennen kann, freudig hinüber zu dem Sandkasten. Eine gigantische Sandburg thront auf einem selbst erbautem Hügel und ich reiße staunend die Augen auf. »Mam! Komm doch!«, rufe ich ihr aufgeregt zu und winke, damit sie das außergewöhliche Werk betrachten kann. Sie lächelt mich an, bricht aber gleich darauf in Tränen aus. Erschrocken starre ich sie an. »Was ist denn? Mam? Sag doch was!«, meine ich beunruhigt. Noch nie habe ich sie so aufgelöst erlebt. Sie streichelt mein Haar, zieht mich hinüber zu einer Bank, auf die sie sich setzt und mir bedeutet, das gleiche zu tun. Ich durchforste meine Hosentaschen nach einem Taschentuch und finde zwischen einigen zerkrümelten Keksen sogar eines, das ich ihr reiche. Meine Mutter schnieft.
Als sie mich ansieht, sind ihre Tränen jedoch verschwunden. Ihre Hand umfasst meine und hält sie fest, während sie anfängt, zu erzählen: »Du bist etwas Besonderes, mein Kleiner. Tagsüber, wenn die Sonne scheint und du schlafen musst, da spielen hier draußen Kinder in deinem Alter. Sie haben diese Sandburg dort gebaut. Ich bin mir sicher, sie würden dich mögen, aber sie werden nie von dir erfahren. Wenn auch nur ein Sonnenstrahl deine Haut berührt, wirst du sterben. Deshalb muss ich dich beschützen. Du kannst nichts dafür, niemand kann etwas dafür. Aber dein Vater und ich, wir beten für dich. Jeden Tag. Der liebe Gott kann dir helfen, wenn wir nur fest genug daran glauben. Er kann dich von deiner Krankheit heilen. Aber bitte versprich mir etwas. Du darfst nicht an den Vorhängen vorbeischauen. Nie.«
Ich nicke. Ganz fest. Und tief in meinem Herzen ist mir klar, dass ich dieses Versprechen einhalten kann. Meine Mutter und mein Vater stehen zu mir. Immer. Und das weiß ich zu schätzen. Und wenn wir nur den Glauben und die Hoffnung nicht verlieren, den Menschen, die uns wichtig sind, vertrauen, nicht aufgeben und zusammenhalten, egal was kommt, dann können wir es schaffen.

2 Kommentare

Anonym am: 16. Dezember 2012 um 13:25

Wow, ich bin beeindruckt, dein Blog ist wahnsinnig schön. Deine Texte gefallen mir richtig gut und du scheinst auch sehr sympatisch zu sein. Auch wenn ich dein Blog erst seit eben kenne, gehört er jetzt schon zu meinem Lieblingsblog. Deine Grafiken die du zauberst sind genauso schön, auch wenn du sie nicht selbst fotografiert hast. Dafür kannst du sie richtig schön blenden.

Da ich jetzt aufgehört habe zu bloggen, finde ich für mein Blogdesign keine Verwendung mehr. Mal sehen wie sich dein Blog entwickelt, denn ich würde es dir gerne schenken. Ich kann dir gerne mal ein Screenshoot schicken, sobald es soweit ist.

Mach weiter so schön.

Liebe Grüße, Tenzi

Anonym am: 16. Dezember 2012 um 13:29

Ich habe für dich Werbung gemacht :)

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